Medien&Paranoia
Eine Live-Installation zur Fortbildung in einer Erkenntnisform
Eine Live-Installation zur Fortbildung in einer Erkenntnisform
Paranoia ist in den technologischen Bedingungen digitaler Kulturen als erkenntnisstiftende Haltung gleichsam überlebenswichtig, das machen Überwachungsskandale oder der Handel mit Daten nur allzu deutlich. Denn Paranoia hilft, durch ständigen Verdacht und Zweifel aufmerksam zu sein und Zusammenhänge erkennen oder ausdenken zu können. Es wäre also nötig, sich in Paranoia als Erkenntnishaltung und – form für digitale Kulturen zu üben. Dies war die Arbeitshypothese für ein Seminar von Martina Leeker an der Leuphana Universität im Wintersemester 2013/14 zu “Medien&Paranoia”. Es sollte eine Videoinstallation entstehen, die eine Fortbildung für Besucher_innen der Installation in Paranoia als Erkenntnis- und Widerstandsform ermöglichen sollte, denn, so ließe sich mit Ute Holl und Marie-Luise Angerer zuspitzen, man kann heutzutage gar nicht paranoid genug sein.
Paranoia ist aber zugleich als Erkenntnis- und Interpretationshaltung höchst problematisch, denn sie erzeugt erst die Angst, die mit ihr bewältigt werden soll. Paranoia ist nämlich auch ein Diskurs und eine Regierungsweise (Gouvernementalität), oder, mit Eva Horn (PDF), ein politischer, nämlich paranoider Stil digitaler Kulturen. Eva Horn hat herausgearbeitet, wie digitale Kulturen auf Grund ihrer Vernetzung Angst hervorrufen bzw., genauer, Angst in ihnen erst diskursiv hergestellt wird. Ausschlagend sei, dass diese Kulturen auf Grund der Vernetztheit nicht kontrollierbar und vorhersehbar seien. Paranoia als Interpretationswut wäre eine Verhaltensweise, mit der versucht würde, das Unkontrollierbare und Unentrinnbare mit Hilfe von Dechiffrierungen und Erklärungsmodellen in den Griff zu bekommen und zu bewältigen. Zudem sei Paranoia, so Tom Holert und Michael Schneider (PDF), eine effektive Form, um soziale Ordnungen und Machtverhältnisse herzustellen sowie politisches Engagement zu erzeugen und zu regulieren durch z. B.: Clusterung sowie Aus- und Eingrenzungen von sozialen Gruppen, Selbstdarstellung als Form der Selbstkontrolle oder politische Regulierung durch Angst. Um dieser Ambivalenz von Paranoia, als Erkenntnismittel sowie als gouvernementaler Diskurs, zu begegnen, sollte in der Installation des Seminars eine Aufklärung über die politischen Intentionen und gouvernementalen Wirkungen von Paranoia sowie zugleich eine Einübung paranoider Erkenntnis- und Verhaltensformen möglich werden. Es galt mithin, einen gleichsam paranoiden Widerspruch zu erzeugen, so dass Paranoia als Erkenntnisform gegen Paranoia als gouvernementaler Diskurseingesetzt werden konnte, ohne in Letzterer zu münden.
In der Installation sollte diese Aufgabe durch die Methode einer “Dramaturgie der Eskalation von Widersprüchen” gemeistert werden. In dieser wurden die von den Studierenden erarbeiteten Video-Projekte und Performances zum Thema “Medien&Paranoia” so montiert, dass sich Paranoia als Erkenntnishaltung und Paranoia als Diskurs bzw. als politischer Stil beständig gegenseitig spiegelten und die Besucher_innen in eine nur diskursanalytisch lösbare Enge trieben. Diese Dramaturgie kreierte mithin eine sich aufschaukelnde und unlösbare Widersprüchlichkeit, die eine paranoide Grundhaltung erzeugte, um über Paranoia selbst aufzuklären. Die entstandene Installation bestand aus zehn im Raum (Kunstraum der Leuphana Universität) verteilten Abspiel-Stationen, an denen in Filmen und Performances paranoide Geschichten verhandelt und live montiert wurden. Die Besucher_innen/Zuschauer_innen konnten die Installation nach ihrem Gusto durchwandern.
Der medienwissenschaftlich verortete Hintergrund für diese Dramaturgie war die Erkenntnis von Eva Horn, dass in vernetzten digitalen Kulturen sich unterschiedliche Gruppen der Netze wie der Paranoia bedienen. Effekt sei, dass politische Intentionen sowie Widerstand gegen digitale Kulturen dabei nivelliert würden:
“Wo das Spektrum des ‘netwar’ von der Planung terroristischer Anschläge über Drogenhandel und Hacking bis hin zu Bürgerinitiativen und Menschenrechtsgruppen reicht, zeigt sich ein Formalismus der Analyse, der die Frage nach ‘guten’ oder ‘bösen’, politischen oder wirtschaftlichen Absichten zugunsten eines Interesses an Taktiken und Operationsmodi suspendiert.”
Wird diskursive Paranoia zum funktionalen Bestandteil digitaler Kulturen, entsteht mithin ein sich selbst aufheizendes und unentrinnbares paranoides Feedbacksystem, dem auch Gruppen und Plattformen im Netz angehören, die ein demokratisches Internet fordern und erzeugen wollen. Eine emanzipierte und reflexive Paranoia wird also nur dann entstehen können, wenn einerseits die grundlegend paranoide Konstitution digitaler Kulturen und Politiken erkannt und ihr mit Distanz begegnet werden kann, um andererseits angemessen, d. h. mit Paranoia als Erkenntnishaltung, mit der paranoiden Konstitution umgehen und dabei “realen” Bedrohungen und Manipulationen begegnen zu können.
Um eine Fortbildung in diesem auf Dauer gestellten, ambivalenten Denken zu ermöglichen, wurden vier Kategorien von paranoiden Narrativen im wechselseitigen Widerspruch verwoben. Im Folgenden werden die einzelnen Projekte sowie ihre Relevanz für die Narrative vorgestellt. Es ist möglich, über Links sich jedes der Projekte gesondert anzuschauen, die in der Live-Montage der Installation nur in Teilen gezeigt wurden. Zur (1) Kategorie der Paranoia als Erkenntnishaltung, mithin des Verweises auf “reale” Bedrohungen, gehörten Videos zur Praxis des Webcam-Hacking (Lenea Lott), mit dem Menschen ohne ihr Wissen von Fremden beobachtet werden; Filme mit Falschmeldungen zum Zwecke politischer Manipulation, mithin Verweise auf Verschwörungstheorien (Jonas Hanning) sowie ein “Paranoia-Trailer” (Florian Rathman), der ein Potpourri von möglichen Bedrohungen versammelt. Die (2) Kategorie der Paranoia als gouvernementaler Diskurs bestand u. a. aus Filmen von Anonymous und zum Dark Net (Lisa Spelge). Sie wurden als Teil der Erzeugung von Angst als politischer Stil in digitalen Kulturen und damit als Verführung zu Paranoia zum Zwecke der Angstbewältigung vorgestellt. Denn trotz aller politischen Korrektheit erzeugen sowohl Anonymous als auch das Dark Net da Angst, wo sie auf die Gefahren der Politiken des Internet hinweisen und sich aus diesen rechtfertigen. Damit rufen sie einen auf Dauer gestellten paranoiden Wahrnehmungsstil auf den Plan. Des Weiteren waren Werbefilme der Firma Corning Incorporated (Projekt: RFID-Paranoia: Paul Seegers; Film: A Day Made of Glass) in diesem Narrativ integriert, die Displays und Glasfaserkabel für eine schöne, ubiquitäre-computing-Zukunft herstellen. Sie standen als Metapher für eine Paranoia ermöglichende techno-ökologische Umwelt, da die smarten Unwelten sich aus einer umfänglichen Beobachtung der in ihr agierenden Menschen konstituieren. Diese paranoide Konstitution wurde ebenso in einer Auseinandersetzung mit dem aktuellen medienwissenschaftlichen Diskurs der Techno-Ökologien (PDF) herausgearbeitet. Mit ihm werden Menschen nämlich in eine sie auf einem vor-bewussten Level affizierende technische Umwelt katapultiert. Dies ermöglicht auf Grund der entstehenden Empfänglichkeit und Empfindlichkeit erst, dass eine paranoide Angst entstehen kann und muss, weil alles berührt. Die Auseinandersetzung (Projekt: Luise Behr) bestand aus einer Lesung, in der entsprechende Passagen aus einem Text des Medienphilosophen Mark B. Hansen (PDF) vorgestellt. Clips (Luise Behr) von einer mechatronischen Performance (1994) von Marcel.lí Antúnez Roca zeigten Aussehen und Effekte einer Verkörperung der Konzepte zu einer techno-ökologischen Existenz, wenn der Performer ohne Kontrolle in seiner ökologischen Umwelt zappelt. Ein Film zur Geschichte der Mensch-Maschine-Schnittstelle (Projekt: Computer-Interface-Geschichten: Benno Heidkamp) erzählte Anekdoten aus der langen Kette dieser Verkopplungen von Mensch und Maschine. Die Geschichte digitaler Kulturen erscheint als eine der zunehmenden Durchmessung und Operationalisierung des Körpers, der letztlich am Interface zappelt. Die Studierenden erstellten zudem eigene Vlogs zu ihrem fiktiven Mediengebrauch, die die (3) Kategorie einer Dekonstruktion von Paranoia durch deren Affirmation bilden. Es ging um die Antizipation einer RFID-Umwelt, die das universitäre Leben (Projekt: RFID-Paranoia: Paul Seegers) sowie Arbeit (Projekt: Luise Behr) und schließlich den Alltag (Birte Carstens, Florian Rathman) bestimmen könnten. Zu dieser Kategorie der Affirmation zählten auch zwei Video-Performances, in denen in einer Anverwandlung des Künstlers Jonathan Meese eine paranoide Hasstirade auf Paranoia (Projekt: Madeleine Herzinger) sowie ein Poetry Slam (Projekt: Fabio Michalak) zu Hyperchondrie im Netz (Cyberchondrie) und Wolfgang Herrendorfer dargeboten wurden. Schließlich wurde die Installation vom einem “roten Faden” zusammengehalten, der aus einem Videoprojekt zu McLuhan und Paranoia bestand (Projekt: McLuhan-Paranoia: Benno Heidkamp). Hier wurden Ausschnitte aus Vorträgen oder Interviews mit dem Begründer der Medienwissenschaft Marshall McLuhan mit Versatzstücken aus einem Gespräch von Ute Holl und Marie-Luise Angerer über Paranoia als unabdingbare Erkenntnisform in digitalen Kulturen montiert. Dieser Part kann als (4) Kategorie der Beobachtung paranoider Reflexion bezeichnet werden, da im Film die beiden Formen der Paranoia und ihr unterschiedlicher Status (Erkenntnis versus Diskurs) aufeinander trafen. Wo die medienkulturellen Theoreme von McLuhan nämlich eine Affizierbarkeit des Menschen durch Medien behaupten, identifizieren Ute Holl und Marie-Luise Angerer diese als affektiv-paranoide Konstitution digitaler Kulturen und betonen zugleich deren paradoxe, da Erkenntnis ermöglichende Notwendigkeit.
Die Dramaturgie der eskalierenden Bezugnahme wurde durch ästhetische Methoden bewerkstelligt, die einen paranoiden Zustand in der Wahrnehmung auslösen können wie z. B.: theatrale Mittel, die unklar lassen, ob etwas echt oder gespielt ist. Die Ästhetik der negativen Affirmation (Die Revolution des Ja-Sagens, Bazon Brock) ermöglicht es durch eine bedingungslose Anerkennung und Verkörperung, die Effekte von Denkfiguren und Konzepten zu erkennen und aufzuzeigen. Schließlich erlaubt die Pluralisierung von Bedeutungen und Interpretationsweisen (Salvador Dalis Paranoisch-kritische Methode) die Einübung paranoider Strategien.
Die Dramaturgie der eskalierenden Widersprüchlichkeit sollte es ermöglichen, Paranoia nutzen zu können, ohne ihren diskursiven und politischen Effekte zu verfallen. Es geht mithin um eine 3rd-Order-Paranioa, die beobachtet und die sich beobachtet und darin eine neue Erkenntnisform generiert, die als Beobachtung der Beobachtung zur Anerkennung des Nicht-Kontrollierbaren führt und damit aus den Bindungen an “Medien&Paranoia” aussteigt.
“[…] eine Haltung tiefsten Misstrauens: ein Misstrauen des Staats gegenüber seinen Bürgern, der Bürger gegen den Staat, der Nicht-Experten gegenüber den Experten, der Anwender von Technologie gegen diese Technologie, der Mediennutzer gegen diese Medien. Es ist der Verdacht gegen genau das, was zur technischen und kulturellen Grundlage einer Gesellschaft gehört, all das, dem man sich nicht entziehen kann: sei es das Trinkwasser, seien es die Botschaften der Medien, seien es die Zeichen auf den Geldscheinen.”
Paranoia wäre mithin ein konstitutiver Bestandteil digitaler Kulturen, der aus deren Verschwiegenheit und unauflösbarer Allumfassung entsteht. Dabei ist Paranoia ein hochgradig ambivalenter Zustand. Denn sie ist erstens unabdingbar, gleichsam überlebenswichtig in digitalen Kulturen, will man ihnen nicht in ihre Untiefen folgen. Diese Notwendigkeit wird an Überwachungsskandalen, Datenunfällen sowie terroristischen Operationen über das Internet deutlich. Aus einem Gespräch von Ute Holl und Marie-Luise Angerer lässt sich zuspitzen: “Man kann nie paranoid genug sein.” Als “kognitive Haltung” (PDF), so Eva Horn, kann Paranoia in diesen verdächtigen Welten agieren, nämlich als “eine Art und Weise, den Verstand zu benutzen, Informationen zu verarbeiten, Verknüpfungen herzustellen.” (siehe hier [PDF])
Zweitens ist die paranoide Grundeinstellung aber zugleich ein Diskurs, d. h. eine Erfindung, die in eine unumkehrbare Richtung drängt und eigene Subjektivierungsformen und Regierungsweisen hervorbringt. Als Diskurs ist Paranoia nach Eva Horn: “eine Wahrnehmungs- und Erkenntnisform, die sich als spezifischer Denkstil oder als Diskurs niederschlägt, die eine bestimmte Risikowahrnehmung, ein Mißtrauen oder eine Vorstellung von Bedrohung hervorbringt [Hervorhebung M.L]” (siehe hier [PDF]). Auslöser und Antreiber der Paranoia ist nach Eva Horn die Angst, in der eingangs geschilderten technologischen Bedingung Kontrolle, Erkenntnis- und Handlungsfäkigkeit zu verlieren. Es gehe, um “die Abwehr der Angst, dass Sachen einfach richtig schief gehen können, dass man die Kontrolle komplett verlieren […], und man auf drohende Gefahren ganz und gar nicht vorbereitet sein könnte” (siehe hier [PDF]). Dieser Angst ist nicht zu entrinnen, denn die technologischen Umwelten werden sich nicht in Luft auflösen. Sie bilden den Kern der “Angst vor unserer Eingebundenheit in und Angewiesenheit auf Netze und Zusammenhänge, die wir nie ganz durchschauen und noch weniger in den Griff bekommen können” (siehe hier [PDF]). Ziel des paranoiden Stils ist deshalb nach Eva Horn:
“Man versucht, sich der Hyperkomplexität unserer vernetzten Welt intellektuell zu stellen und damit an ihrer Bewältigung zu arbeiten. Wenn man Kontrolle und Überblick schon verliert, dann will man wenigstens Modelle für den Kontrollverlust entwickeln.”
Wie der paranoide Stil, der von der Politik wie von Bürger_innen gepflegt wird, vorgeht und wie es ihm gelingen kann, mit technologischer Angst umzugehen, entfaltet Eva Horn:
“Die Welt zu interpretieren und sich in ihr zu verorten ist nichts anderes als eine Erkenntnisoperation – die Eigenart der politischen Paranoia besteht nun darin, die Welt als intransparent zu sehen, als etwas, das ständig neu und anders interpretiert werden muß, ein dunkler, inintelligibler Zusammenhang, der zutiefst bedrohlich ist. Die Selbstverortung in dieser Welt ist darum von profundem Mißtrauen gegenüber allen Evidenzen und Konsensen geprägt, was offensichtlich scheint, was alle denken, ist gerade das Falsche, die Welt ist gleichsam ‘bodenlos’. Aber das heißt offenbar auch, nicht einmal an den eigenen Annahmen eisern festzuhalten. […] Der paranoide Stil in der Politik nun ist von zwei zentralen Elementen geprägt: einerseits der Projektion eines übermächtigen, allgegenwärtigen, aber schwer erkennbaren Feindes; andererseits der Vorstellung eines verborgenen Netzwerkes von Bezügen und Verbindungen, das den zufälligsten und unverbundensten Ereignissen einen heimlichen Zusammenhang gibt. […] ‘Everything is connected’ […] Wenn alles mit allem verknüpft ist, dann gibt es keine Zufälle, keine Pannen und Koinzidenzen, sondern nur unerkannte kausale Verbindungen, die zu entziffern sind. […] Die klassischen Verschwörungstheorien […] unterstellen zentrierte und hierarchisierte Strukturen, deren primärer Operationsmodus die Manipulation von Subjekten und Institutionen ist. Die neueren Verschwörungstheorien gehen nicht unbedingt so weit, sondern entfalten eher ein spielerisches Verhältnis zu ihrem eigenen Verdacht, eine Reflexivität, mit der sie sich selbst gelegentlich ironisch als ‘Verschwörungstheoretiker’ bezeichnen.”
Paranoides Denken, Wahrnehmen und Erkennen ist also eine Form der Regierung und Subjektbildung, die Menschen und Politik in digitalen Kulturen erzeugen, indem sie sie ausüben und pflegen. Tom Holert vermerkt bezogen auf eine paranoide Subjektbildung:
“Der Ansatzpunkt dieser ‘Technologien der Angst’ ist die Materialität des Körpers und seiner Praktiken selbst. […] Politische, ökonomische, wissenschaftliche und kulturelle Praktiken halten die Bürger der westlichen Gesellschaften ‘im Status des Opfers’, wie es der französische Psychoanalytiker Alain Ehrenberg 1995 in seiner Theorie des ‘unsicheren Individuums’ formuliert. ‘Ambient fear’ (Massumi) durchzieht die ‘ambiance depressive’ (Ehrenberg).”
Ein Effekt dieser Verunsicherung ist nach Holert die Entpolitisierung:
“Dass in diesem phantasmatischen ‘Verständnis von Sicherheit’ die Gefahr eines totalen Rückzugs lauert, ist offensichtlich. Das Phantasma der Sicherheit, das sich hier artikuliert, wird die Gesellschaft endgültig entpolitisieren, wenn es sich ungehindert entfaltet.”
Ein solchermaßen verunsichertes und umfänglich in Beschlag genommenes Individuum ist leichter regierbar und wird in staatlichen Maßnahmen und soziale Einrahmungen einstimmen, um seine Angst zu handhaben. Zu diesen zählen nach Holert:
Aggressive und Low-level-Überwachungsszenarien entstehen. Eine rassistische Ordnung unter den Bedingungen der Globalisierung von Migration wird staatlich festgeschrieben. Ausgrenzung, Kriminalisierung, Wegsperrung und Abschiebung der ‘gefährlichen Klassen’ werden praktiziert. Eine Sozialpolitik rastet ein (bzw. aus), die immer asymmetrischer angelegte Dominanzverhältnisse schafft.
Michael Schneider führt bezüglich der gouvernementalen Aspekte aus:
“Die ständigen Warnungen vor Terroranschlägen in den USA würden vom Weißen Haus fabriziert, ohne jeglichen Bezug auf Fakten, nur um in der Bevölkerung das Gefühl der andauernden Bedrohung aufrecht zu erhalten und der Politik des ‘starken und entschlossenen’ Präsidenten hohe Zustimmungsraten zu sichern.”
Zu diesem Bild der starken Führung fügt sich die Lust zur einheitlichen Nation, so Schneider:
Der ‘Krieg gegen den Terror’ und gegen erklärte ‘Schurkenstaaten’ befriedet, wenn auch nur zum Schein und auf Zeit, die schroffen inneramerikanischen Gegensätze, indem er alle Kräfte der Nation auf den äußeren Feind lenkt. Der Patriotismus und die Mobilisierung für den Krieg vereinen den unterbezahlten Schichtarbeiter wieder mit dem US-Millionär, den schwarzen Schuhputzer mit dem weißen Wallstreet-Broker, den Obdachlosen aus der Bronx mit dem Penthouse-Bewohner der Fifth-Avenue. Sind wir nicht alle Amerikaner und gehören zur ‘großartigsten Nation der Welt’ (O-Ton Bush), die jetzt gemeinsam aufsteht und wehrhaft zurückschlägt? Das Trauma vom 11. September, in Verbindung mit der ‘amerikanischen Paranoia’, den sozialen Abstiegsängsten breiter Bevölkerungsschichten, der Militarisierung der Ausbildung und einer multimedialen Kriegspropaganda kann sehr wohl den Nährboden für eine neue christlich-fundamentalistische Massenbewegung bilden, die mit Begeisterung für die ‘amerikanischen Werte’ in den Krieg zieht, […]”
Mensch steht in diesen zur Paranoia drängenden Kulturen vor einem abgründigen Dilemma. Zum einen ist Paranoia im Sinne einer Paranoia als Erkenntnishaltung angebracht, um die technologischen Bedingungen und ihre Politiken zu durchschauen. Zum anderen werden die technologischen und politischen Bedingungen digitaler Kulturen gerade durch diese Erkenntnishaltung und Interpretationswut aufrechterhalten, denn Paranoia als gouvernementaler Diskurs bzw. als politischer Stil bringt die Lage, die sie durchschauen will, zuallererst hervor. Indem man sich paranoid verhält, verschlimmert man also, was man zu überwinden dachte und etabliert und stabilisiert ein selbstbezügliches System, indem man das einführt, was man verhindern wollte.
In der Installation wurden vier Kategorien von paranoiden Narrativen im wechselseitigen, eskalierenden Widerspruch verwoben, um ein auf Dauer gestelltes, ambivalentes Denken zu ermöglichen. Dabei wurde Paranoia als Erkenntnishaltung und Paranoia als gouvernementaler Diskurs bzw. als politischer Stil so verbunden, dass sie sich beständig gegenseitig spiegelten und die Besucher_innen in eine nur diskursanalytisch lösbare Enge gedrängt wurden. Diese Dramaturgie kreierte mithin eine sich aufschaukelnde und unlösbare Widersprüchlichkeit, die eine paranoide Grundhaltung erzeugte, um über Paranoia selbst aufzuklären. Zur (1) Kategorie der Paranoia als Erkenntnishaltung, mithin des Verweises auf “reale” Bedrohungen, gehörten Videos zur Praxis des Webcam-Hacking (Lenea Lott), mit dem Menschen ohne ihr Wissen von Fremden beobachtet werden; Filme mit Verschwörungstheorien (Jonas Hanning) sowie Paranoia-Impressionen (Florian Rathman), der ein Potpourri von möglichen Bedrohungen versammelte. Die (2) Kategorie der Paranoia als Diskurs bestand aus Filmen von Anonymous und zum Dark Net (Lisa Spelge); Werbefilmen der Firma Corning Incorporated (Paul Seegers), die Displays und Glasfaserkabel für eine schöne, ubiquitäre-computing-Zukunft herstellen; einem Film zu Computer-Interface-Geschichten (Benno Heidkamp).
Indem beide Formen und Narrative zusammengebracht wurden, stellte sich ein unerwarteter Effekt ein. Anonymous und Dark Net die aus einer medienaktivistischen Sicht als Hoffnungsträger dafür gelten, ein offenes und für demokratische Nutzungen zugängliches Internet herzustellen, so zu lesen etwa bei Gabriella Coleman (PDF) und Harry Halpin (PDF), erschienen selbst als angsteinflößend, düster, geheimnisvoll und bedrohlich. Carolin Wiedemann fasst zur Politik von Anonymous zusammen:
“Anonymous zufolge ist anonyme Kommunikation Voraussetzung für Dezentralität und Offenheit von Kollektivität. Die Entwicklung der Kommunikations- und Informationstechnologien ist zwar mit dem Neoliberalismus als Paradigma der globalen Finanzzirkulationen und den Ausbeutungsstrukturen im Empire verknüpft, aber auch mit der Idee der Produktion des Gemeinsamen: Die anonyme Kommunikation zwischen unbegrenzt vielen Singularitäten im Netz würde deren Stimmen hierarchiefrei verlauten lassen. Anonymous gibt sich dementsprechend aus als offene Kollektivität, die herkömmliche Repräsentationslogiken unterläuft und dabei neue schafft. Wenn es in der Video-Botschaft von Anonymous zur Unterstützung der Proteste in Ägypten ‘We are all anonymous and anonymous units us all’ heißt, dann ist die ausgerufene Einigkeit eine flüchtige, eine, die immer nur ‘in actu’ (Horn & Gisi, 2009, S. 16) existiert. […] Es gibt Anonymous nicht jenseits vom Austausch in den digitalen Netzwerken, nicht jenseits vom Erleben des Gemeinsamen in der Kommunikation und den Aktionen der Menschen mit Guy Fawkes-Masken, zu denen im Netz kurzfristig aufgerufen wird. […] Anonymous als eine ‘Open Collectivity’ ist der Kampf dafür, dass alle Anonymous sein dürfen, dass alle ohne Beschränkung teilhaben können am Informationsfluss, am Austausch, dass alle mitreden dürfen, alle Stimmen gleichwertig gehört und verstanden werden.”
Diese Konzepte zeitigen in der “Gleich-Gültigkeit” des Internet allerdings zugleich eine ambivalente Wirkung. So resümiert Eva Horn:
“Wo das Spektrum des ‘netwar’ von der Planung terroristischer Anschläge über Drogenhandel und Hacking bis hin zu Bürgerinitiativen und Menschenrechtsgruppen reicht, zeigt sich ein Formalismus der Analyse, der die Frage nach ‘guten’ oder ‘bösen’, politischen oder wirtschaftlichen Absichten zugunsten eines Interesses an Taktiken und Operationsmodi suspendiert.”
Dieser Suspendierung fiel in der Dramaturgie der paranoiden Eskalation in der Installation auch “Anonymous” gleichsam zum Opfer. Die Videos der Gruppe erschienen nämlich im Kontext von Dark Net und schönen neuen, ubiquitären Infrastrukturen als Werbung für die Rekrutierung von Mitgliedern für eine geheimnisvolle und verschwörerische Gemeinschaft. Es entstand der Eindruck, dass hier von einer Zukunft gesprochen würde, in der eine totale Überwachung stattfindet sowie ein Geheimstaat auf undurchsichtige Weise über Wohl und Wehe von Bürger_innen entscheidet. Anonymous erschien gleichsam konservativ, geradezu reaktionär und als Ausgeburt einer paranoiden Grundhaltung, der man sich lieber entziehen möge. Aus dem potenziellen Widerstand wurde eine geheimbündlerische Gruppierung, die von Paranoia lebt und alle die, die nicht mittun, bedroht. Auf diese Weise leistete die Installation einen diskursanalytischen Beitrag zu paranoiden Konstitution des Internet und von Anonymous. Was im Geheimen operiert, zieht Verdacht auf sich. Wo es Ziel ist, dass Operationen nicht mehr auf Individuen zurückführbar sind, entsteht eine Umwelt, die man nicht kontrollieren kann und die, so in der Logik von Eva Horn, Angst auslöst und damit den paranoiden Stil als Form der Bewältigung auf den Plan ruft. Diese Erkenntnisse, so ist zu betonen, sind Ergebnis der medienwissenschaftlichen Forschung mit ästhetischen Methoden, d. h. sie haben durchaus einen eigenen, theoretischen Mehrwert.
Die Entschlüsselung der paranoiden Konstitution digitaler Kulturen wurde noch verstärkt durch die Vlogs der Studierenden zu ihrem fiktiven Mediengebrauch. Diese gehören zur (3) Kategorie einer Dekonstruktion von Paranoia durch deren Affirmation. Es ging um die Antizipation einer RFID-Umwelt, die das universitäre Leben (Paul Seegers) sowie Arbeit (Luise Behr) und schließlich den Alltag (Birte Carstens, Florian Rathman sowie Paul Seegers: Interventionen zum Mediengebrauch) bestimmen könnten. Im Zusammenspiel von Erkenntnis in “reale” Bedrohungen im Internet, der Aufklärung seiner paranoiden Konstitution in Anonymous und Dark Net mit den paranoiden Erzählungen der Studierenden, entstand eine düstere Dystopie, aus der die “Kampfmittel” unserer Zeit keinen Ausweg bieten können. Von besonderer Bedeutung waren eine Reihe von Vlogs von Paul Seegers (zu RFID-Paranoia), der verschiedene theatrale Typen entwickelte, die sich zu RFID positionierten. Diese Figuren verhielten sich äußerst unreflektiert und empfahlen den Gebrauch. In vier Episoden konnten die Besucher_innen über die gesamte Entwicklung der Installation die Kunstfigur “Manni” verfolgen, der zunächst freudig erregt über die Einführung von RFID-Chips an der Universität berichtet, diese aber dann nach Erkenntnis in die Überwachungsmöglichkeiten manipuliert und schließlich nach der Entdeckung seiner Taten von einer nicht genannten Gruppe bedroht wird. Die Installation endet schließlich mit der mehrfachen Projektion eines Clips, der zeigt, wie Manni gehetzt von seinen unsichtbaren Verfolgern durch die Gänge der Universität irrt.
Die Projekte von Luise Behr, die zur Kategorie (3) der Affirmation diskursiver Paranoia zählen, verweisen auf eine tiefe Verbundenheit ausgerechnet von Medienwissenschaft mit diskursiver, gouvernementaler Paranoia. Damit wird wissenschaftliche Erkenntnis in digitalen Kulturen problematisch, denn Medienwissenschaft tritt als erste Wissenschaft auf den Plan, geht es um die Analyse von digitalen Kulturen. In Frage stand, ob und wie diese Konstitution in zeitgenössischer Medientheorie zum Tragen kommt und wie sie sich zu den Paranoia forcierenden RFID-Welten verhalten. Luise Behr unternahm in diesem Horizont eine Auseinandersetzung mit dem aktuellen medienwissenschaftlichen Diskurs der Techno-Ökologie (PDF). Dazu stellte sie exemplarisch in einer Lesung eine Passage aus der Forschung von Mark B. Hansen (PDF) vor und ließ sie sich an einer mechatronischen Performance (1994) von Marcel.lí Antúnez Roca materialisieren. Der paranoide Impuls entsteht, so ließ die Kombination von Theorie und Performance vermuten, in der Techno-Ökologie da, wo Menschen in einer sie auf einem vor-bewussten Level affizierenden technischen Umwelt integriert sind und in dieser, wie der Performer, zappeln.
Reichweite und Bedeutung dieser resonanten und umfänglichen technischen Umwelt wurden im Vlog von Luise Behr deutlich. Sie ließ eine Kunstfigur sprechen, die in naher RFID-Zukunft mit den Konsequenzen konfrontiert wird, wenn Menschen unterhalb ihrer Wahrnehmungsschwelle vermessen und ausgewertet werden. Ein möglicher, von Luise Behr erdachter Effekt wäre z. B., dass einer Mitarbeiterin wegen schlechter Stimmung gekündigt wird, die Sensoren messen und Algorithmen auswerten, die die Person allerdings nicht empfand und nicht zuordnen kann. Die Protagonistin fragt sich, wie eine Maschine mehr über sie wissen kann, als das was sie, der Mensch, selbst empfindet.
Durch das Projekt von Benno Heidkamp McLuhan-Paranoia wurde die Geschichte der paranoiden Techno-Affektivität aufgerufen und daran deren mögliche Relevanz erahnbar. Die Geschichte wurde eingespielt durch ein Gespräch von Ute Holl und Marie-Luise Angerer über Paranoia als unabdingbare Erkenntnisform in digitalen Kulturen. Hier wurde der Gründungsmythos von Medienwissenschaft in einem von Medien affizierten ausgehenden 19. Jahrhundert thematisiert. In seinen Denkwürdigkeiten rekonstruiert Daniel Paul Schreber, wie er von göttlichen Stimmen besetzt und deren Medium wurde:
“Ich habe … Schallempfindungen, die von den Strahlen unmittelbar auf mein inneres Nervensystem projiziert werden und zu deren Aufnahme es daher der äußeren … Gehörswerkzeuge nicht bedarf. Ich … würde … dieselben, soviel es sich dabei, wie bei den ‘Stimmen’, um gehörsähnliche Eindrücke handelt, auch dann hören, wenn es etwa möglich wäre, meine Ohren gegen sonstige Schallempfindungen hermetisch abzuschließen.”
Wolfgang Hagen hat darauf aufmerksam gemacht, dass Schrebers paranoide Erlebnisse zu einer Zeit stattfanden, in der auf medientechnische Umwälzungen, die die vermeintlich elektromagnetische Konstitution von Welt, Mensch und Körper nutzten, die aber physikalisch nicht nachgewiesen werden konnten, mit einer Hinwendung zu spiritistischen Praxen und Denkfiguren geantwortet wurde. Es könnte mithin eine tiefe Verbundenheit zwischen dieser Affizierungs-Paranoia und Medien bestehen, die immer dann auftaucht, wenn technologische Umstrukturierungen erfolgen. Zu den zentralen Protagonisten dieser affektiven Paranoia-Geschichte von Medien würden neben Schreber und die von Hansen vertretene techno-ökologische Bewegung auch der Begründer der Medienwissenschaft McLuhan zählen, wie der Film von Benno Heidkamp vermuten lässt.
Das Projekt McLuhan-Paranoia bildete zugleich den “roten Faden” der Installation und vermittelte deren zentrale These. Sie lautet, dass digitale Kulturen zutiefst paranoid sind und zugleich Paranoia die Erkenntnishaltung ist, mit ihnen umzugehen. Diese These sollte nachvollziehbar werden durch die Montage von Ausschnitten aus Vorträgen oder Interviews mit McLuhan und Versatzstücken aus einem Gespräch von Ute Holl und Marie-Luise Angerer über Paranoia als unabdingbare Erkenntnisform in digitalen Kulturen. Auf der einen Seiten wurde somit McLuhans paranoide Vorstellungswelt herausgestellt, die sich aus der Veräußerung des menschlichen Körpers in ein mediales Environment konstituiert, das ihn im Gebrauch elektrisiert. Auf der anderen Seite wurde diese Konstitution durch die Gespräche von Ute Holl und Marie-Luise Angerer diskurskritisch kommentiert. Indem im Projekt von Benno Heidkamp also zwei Formen der Paranoia und ihr unterschiedlicher Status (Erkenntnis versus Diskurs) aufeinander trafen, konnte eine Spiegelung eintreten.
In der Installation wurden neben der Dramaturgie der Eskalation von Widersprüchen weitere ästhetische Methoden genutzt, die das ambivalente Spiel mit Paranoia ermöglichten. Ein Beispiel ist die Einschleusung theatraler Darstellungsweisen in die Projekte, durch die unklar bleibt, ob etwas “echt” oder gespielt ist. So waren z. B. die Vlogs von Paul Seeger Darstellungen mit Kunstfiguren, die aber als authentische Vlogs einer Privatperson erschienen. Eine Video-Performance, die als Anverwandlung des Künstlers Jonathan Meese eine paranoide Hasstirade auf Paranoia (Madeleine Herzinger) vorführte, changierte zwischen authentischer Darstellung und Imitation und hielt so die Rezeptionshaltung des Zweifelns aufrecht. In dem Poetry Slam “Hysterie im Netz” (Fabio Michalak) zu Hyperchondrie im Netz (Cyberchondrie) und Wolfgang Herrendorfer kam allein die Privatperson zum Tragen. Lenea Lott versah ihr Projekt zu Webcam-Hacking mit einer privaten Erzählung, in der sie darlegte, dass sie selbst von Webcam-Hacking betroffen war. Auch wenn es sich um eine reales Erlebnis handelte, so bliebt im paranoiden Kontext der Installation doch unklar, ob die Geschichte als Wahrheit oder Fake einzustufen sei. Diese Mischungen und Brüche auf einer sehr intimen und körperlichen Ebene versetzen die Besucher_innen in eine beständige Be- und Hinterfragung ihrer Wahrnehmungen und Einschätzungen, mithin in ein paranoides Erkenntnistraining.
In dieser Dramaturgie der eskalierenden Bezugnahmen und Widersprüche entstand ein sich wechselseitig aufschaukelndes, selbstbezügliches, sich in sich selbst wieder einspeisendes System von Schichten und Typen von Paranoia. Aus diesem gab es kein Entrinnen, weil digitale Kulturen grundlegend auf Paranoia beruhen. Diese Dramaturgie sollte es ermöglichen, Paranoia haben zu können, ohne ihren diskursiven und politischen Effekte zu verfallen. Es geht mithin um eine 3rd-Order-Paranioa, die beobachtet und sich beobachtet und darin eine neue Erkenntnisform generiert, die als Beobachtung der Beobachtung eine Anerkennung des Nicht-Kontrollierbaren bringt und damit aus den technologischen Bindungen aussteigt. Diese Ordnung kann wohl vor allem mit Ästhetiken und Methoden der Dekonstruktion hergestellt werden. Zu diesen gehören z. B. das Spiel mit Zeitlichkeiten, durch die eine Spalte entsteht, in die sich noch nichts eingeschreiben konnte und in der somit Macht und Paranoia noch nicht angelangt sind. Es kann zudem mit dem Überschuss an Zeichen, Effekten und Wahrnehmungen operiert werden, der nicht schnell genug paranoid vereinnahmt werden kann.
Unter der künstlerischen Leitung und wissenschaftlichen Anregung von Prof. Dr. Martina Leeker entstanden studentische Projekte zum Thema “Medien&Paranoia”. Sie bestehen aus Filmen aus dem Internet sowie aus von den Studierenden produzierten Vlogs zum Thema. Die einzelnen Projekte wurden in der live abgespielten Installation in Ausschnitten in die Gesamt-Komposition integriert. Sie werden hier in voller Länge dokumentiert und sind nach den Namen der Macher_innen in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet. Einige Projekte bestanden aus mehreren Teilen. Diese sind je thematisch zu einem eigenen Film zusammengefügt (Jannik Leenen). Bei einigen Projekten sind auch die Links zu den verwendeten Filmen vermerkt. Dies ist der Fall, wenn Passagen aus besonderen Filmen genutzt wurden, oder wenn ein Projekt aus einer Playlist mit Filmen aus dem Internet bestand. Ohne Dokumentation sind die Vlogs: Mediengebrauch von Birte Carstens und Florian Rathman.
Nähere Erläuterungen zu den Projekten finden sich in der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Installation “Medien&Paranoia”, in der jeweils Links zum besprochenen Projekt gesetzt sind.
Kamera: Oona Braaker, Jannik Leenen
Schnitt: Jannik Leenen
Kamera: Oona Braaker, Jannik Leenen
Schnitt: Jannik Leenen
Projekt “Medien-Verkörperungen”
Konzept, Performance und Schnitt: Luise Behr
Vlogs: Hansendialoge 1&2 (Baromoter, Angst)
Projekt “Verschwörungstheorien” (Found Footage. Linkliste im Anspann)
Konzept und Schnitt: Jonas Hanning
1990, Irak, Brutkastenlüge.mpg
ChromaKey.wmv
ein bild zwei berichte.wmv
Massenmedien_Lüge_Syrien.m4v
Projekt: “McLuhan-Paranoia”
Konzept und Schnitt: Benno Heidkamp
Unter Verwendung eines Gespräches über “Paranoia in digitalen Kulturen” von Marie-Luise Angerer und Ute Holl, sowie von Filmen über und mit McLuhan:
Marshall McLuhan: Technology is an extension of man
Marshall Mcluhan Full lecture: The medium is the message – 1977
Marshall McLuhan on YouTube
Das Medium formt uns – Wechselwirkungen + gegenseitige Prägungen
Marshall McLuhan about Global Village
Marshall McLuhan – The World is a Global Village (CBC TV)
Robot Marshall McLuhan 01: Identity
McLuhan – The Love Machine
McLuhan – Through the Malestrom Out of the Vortex
Jeweils abgerufen am 22.03.2014
Projekt: “Computer-Interface-Geschichten”
Konzept und Schnitt: Benno Heidkamp
Unter Verwendung von:
Human Computer Interaction – Past, Present, Future
Human-Computer Interaction
The Past, Present & Future Human Computer Interaction
A Day Made of Glass… Made possible by Corning.
Minority Report – Trailer [Deutsch]
Jeweils abgerufen am 22.03.2014
Projekt: “Webcam Hacking”
Konzept und Schnitt: Lenea Lott
Unter Verwendung von Zitaten aus Internetfilmen:
Hacked people
webcam hack! your webcam is not safe
wired.co.uk
arstechnica.com
Webcam hack: Skype Webcam Hack
Webcam Kurzfilm
Projekt: “Meese-Paranoia-Performance”
Konzept und Performance: Marie Madeleine Herzinger
Projekt: “Die Hysterie im Netz”
Konzept, Slam und Performance: Fabio Michalak
Projekt: “Paranoia – Impressionen”
Konzept und Schnitt: Florian Rathmann
Projekt: “RFID – Paranoia”
Konzept und Performance: Paul Seegers
Link:
Projekt: “Interventionen zum Mediengebrauch”
Konzept und Performance: Paul Seegers
Projekt: “Anonymous, DarkNet und TOR”
Konzept und Schnitt: Lisa Spelge
Unter Verwendung von:
Anonymous – Schütze Deine Privatsphäre und nutze das TOR Netzwerk!
Anonymous Join Us!! [German]
Anonymous – ACTA-DARKNET
Anonymous – Operation DarkNet(Once again)
dw.de
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